Wo liegt Oberschlesien?

Schlesien ist ein uraltes Land in Mitteleuropa. Heute ist es unter polnischen, deutschen und tschechischen Verwaltungen aufgeteilt. Oberschlesien bildet wiederum den östlichen Teil Schlesiens, das in ein polnisches und ein tschechisches Verwaltungsgebiet aufgeteilt ist. Die meiste Zeit über waren diese Gebiete ein Teil des westeuropäischen Kulturlandes, so zum Beispiel als Teil der böhmischen Krone, des Heiligen Römischen Reiches oder Preußens. Dies führte zur Entwicklung der einzigartigen slawoschlesischen Sprache, die eine Symbiose von slawischen und deutschen Sprachanteilen bildet.

Flagge und Wappen

Das Wappen Oberschlesiens bildet ein goldener Adler auf einem blauen Schild. Die Flagge Oberschlesiens bilden, basierend auf dem Adler, zwei gleich große horizontale Balken in den Farben Gold und Blau. Darüber hinaus gibt es verschiedene weitere Varianten der schlesischen Flagge, welche akzeptiert und wahrgenommen werden, wie zum Beispiel die Ausführung mit dem Wappen in der Mitte.

Warum also gerade Oberschlesien und nicht Schlesien?

Warum sprechen wir immer wieder über Schlesien, beziehen uns jedoch in der Praxis meist nur auf seinen “oberen” Teil? Die Ursprünge der Teilung Schlesiens in Ober- und Niederschlesien reichen bis ins 12. Jahrhundert, und später in die Zeit der Industriellen Revolution zurück, welche immer mehr Arbeitssuchende dazu bewog nach Oberschlesien zu ziehen. Die industrielle Revolution benötigte einen Zustrom an Arbeitskräften in Massen, die es in Schlesien noch nie zuvor gegeben hatte. Obwohl unsere Region seit Anbeginn der Zeiten ein Schmelztiegel germanischer und slawischer Kulturen war, führte diese Zeit zu noch dynamischeren ethnischen und sprachlichen Veränderungen. Es war in den 1920er Jahren, da entwickelte sich hier eine neue Politik, die Oberschlesien in den Vordergrund stellte. Der zweite sehr wichtig Grund, wieso der Fokus auf Oberschlesien liegt ist, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg in Niederschlesien praktisch keine Schlesier mehr gab. 99% von ihnen flohen oder mussten nach Deutschland gehen. An ihrer Stelle holte die polnische Regierung Menschen, die in den ehemaligen Ostgebieten Vorkriegspolens lebten. Daher blieben weder die Sprachen noch die einheimische Kultur Niederschlesiens erhalten. Im Unterschied zu Niederschlesien blieb in Oberschlesien eine schlesische Minderheit übrig, die das 1150-jährige Erbe Schlesiens auf sich allein gestellt übernahm. Es ist auch erwähnenswert, dass langsam das Interesse der Einwohner Niederschlesiens an ihrer Region wächst und sich ein schlesisches Nationalbewusstsein wieder entwickelt. Obwohl es noch nichts Maßgebendes ist, ist festzuhalten, dass erste Schritte in diese Richtung wahrzunehmen sind.

Kurzer Abriss der Geschichte

Bis 1918 – Schlesien bis zum Großen Krieg
Die Geschichte Oberschlesiens lässt sich gut mit dem Jahr 875 beginnen, als die schlesischen Gebiete zum Großmährische Reich kamen. Später, bis 1194 wechselte Schlesien abwechselnd zwischen böhmische und polnische Vorherrschaft, mit Perioden einer schlesischen Unabhängigkeit. Von 1194 bis 1627 (mit kleinen Unterbrechungen) ist Schlesien de facto unabhängig. Im Jahr 1627 kam Schlesien unter österreichische Herrschaft, was eine stete Kürzung unserer Souveränität nach sich trug, welche bis heute fortwährt. Nachdem Preußen den Ersten Schlesischen Krieg gewonnen hatte, kam 1742 der Großteil Schlesiens zu Preußen. Mitte des 18. Jahrhunderts tauchten in Oberschlesien die ersten Kohlebergwerke auf, womit die industrielle Revolution in Schlesien begann. Im 19. Jahrhundert ist Oberschlesien eine der am stärksten industrialisierten Regionen der Welt.

1918-1939 – Oberschlesiens Traum von Unabhängigkeit
1918 verliert Deutschland den Ersten Weltkrieg, was zur Folge hat, dass Schlesiens größter Feind – Polen – wieder auf der politischen Landkarte auftaucht. Die Schlesier, die die Schwäche des besiegten Deutschlands konstruktiv nutzen wollen, gründen Organisationen für eine Freistaatlichkeit Oberschlesiens. Die schlesischen Forderungen werden auf der Friedenskonferenz im französischen Versailles vorgelegt. Es fällt der Vorschlag für eine Volksabstimmung in Oberschlesien, mit den Wahlmöglichkeiten: Verbleib bei Deutschland, Angliederung an Polen, sowie der Bildung eines souveränen oberschlesischen Staates. Diesem Vorschlag stimmten die Briten, Italiener und Amerikaner zu, die Franzosen stimmten dagegen, da Sie sich gewiss waren, dass bei diesem Szenario die Mehrheit für eine Unabhängigkeit Oberschlesiens stimmen würde. Im Interesse Frankreichs lag, jedoch dass dieses wirtschaftlich starke Gebiet an Polen – ihrem neuen Verbündeten – fiele. Frankreich, mit seinem finalen Stimmrecht setzte in seinem Interesse durch, dass als Wahlmöglichkeiten bei der Volksabstimmung nur Deutschland und Polen übrigblieben. 1921 kommt es zur Volksabstimmung bei der 59,6 % der Stimmen für den Verbleib bei Deutschland fielen. Dieses Szenario war sowohl für die Polen wie auch für die Franzosen sehr ungünstig, deswegen waren sie für solch eine Eventualität auch vorbereitet gewesen. Sie fabrizierten einen sogenannten “Aufstand”, warfen einen Tag vorher vom polnischen Militär degradierte Soldaten über die Grenze und nötigten zwangseingezogene Schlesier gegen ihre Landsleute zu kämpfen. Infolge dieses Bürgerkrieges forderten die Polen eine Teilung Oberschlesien, bei welcher der wirtschaftlich reichste Teil an Polen fallen sollte, was auch geschah. In der zwanzigjährigen Zwischenkriegszeit war Oberschlesien zwischen Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei aufgeteilt.

Nach 1939 – Dunkle Zeiten
Während des Zweiten Weltkrieges befindet sich ganz Oberschlesien in den Grenzen des Dritten Reiches. Infolge des Zweiten Weltkrieges überweist Stalin, als Zwangsentschädigung für die im Osten an die Sowjetunion gefallenen Teile Polens, den Großteil nicht nur Ober-, sondern aber auch Niederschlesiens an Polen. Nahezu die ganze Bevölkerung Niederschlesiens sucht Rettung in Deutschland, oder wird dazu gezwungen dort Zuflucht zu finden. Die Lage in Oberschlesien ist ähnlich, jedoch fliehen nicht alle. Die Polen begannen direkt nach dem Krieg mit der Polonisierung, verbaten die deutsche Sprache, diejenigen die das Slawoschlesische sprachen, konnten ebenfalls weder auf irgendwelche bessere Behandlung in der Arbeit noch in der Gesellschaft hoffen. Zwischen 1945 und 1952 gab es in Schlesien polnische Konzentrationslager, in denen – willkürlich als Feinde des polnischen Volkes betrachtete – Schlesier misshandelt wurden. Schlesier wurden dazu gezwungen ihre Sprache, sowie Kultur zu vergessen.

Aktuelle Lage

Nach dem Fall des Kommunismus im Jahre 1989, wurde die Meinungsfreiheit für schlesische Angelegenheiten größer, jedoch nicht bis auf das Niveau, um komplett immun gegen den Strafvollzug zu sein. Polen verabschiedete ein Gesetz, welches besagt, dass demjenigen eine Freiheitsstrafe von bis zu 25 Jahren drohe, der separatistische Organisationen gründet. Polen verleumdet fortwährend – gegen Schlesier begangene – Gräueltaten und in den Schulen verfolgt man eine polnisch-propagandistische Geschichtserzählung. Laut dem Volkszensus von 2021 gibt es in der Republik Polen 585 Tausend Schlesier, denen der polnische Staat stets das Recht abstreitet als Nationale Minderheit anerkannt zu werden. Ähnliches widerfährt der Slawoschleschischen Sprache, welche bis heute nicht als offiziell als Sprache anerkannt wurde. Dies hat zur folge, dass wir in ihr weder an den Schulen unterrichtet werden noch in den Ämtern irgendeine Angelegenheit mit ihr erledigen dürfen. Schlesien bekam bis heute ihre Autonomierechte nicht zurück, welche 1920 zugesichert worden waren.
Scroll to Top